Historisches aus den Gruson Gewächshäusern am 12.3.2010 (TEIL2)
Zwischen Mittelmeerhaus und großem Tropenhaus steht die Büste von Hermann Gruson. Rechts davon befindet sich seit 1975 die angeschlossene Botanikschule, die sich zum Ziel setzt, die junge Generation an die Natur heranzuführen und bei ihr das Interesse an der Vielfalt der tropischen Pflanzenwelt zu wecken. Im Wintergarten traf ich heute Herrn Naumann. Jeder ist wohl gespannt was hier während der Umbauphase passiert. Seit neuestem haben die Gruson Gewächshäuser auch wieder einen Chef, einen Biologen der sich mit Mittelmeerpflanzen auskennt, so wie Herr Naumann erzählte.
Am Abend des 1. Mai 1889 erlebten die Einwohner Magdeburgs eine Demonstration besonderer Art. Ein zweieinhalbtausend Teilnehmer zählender festlicher Fackelzug mit mehreren Musikkapellen zog in Buckau durch die Schönebecker Straße, vorbei an geflaggten und illuminierten Häusern, über die Thiemstraße, Feldstraße und Coquistraße zur Freien Straße. Vor dem Wohnhaus des Geheimen Kommerzienrates Hermann Gruson hatte sich eine nach Tausenden zählende Menschenmenge versammelt, die begeistert ihren verehrten und berühmten Mitbürger feierte. Hermann Gruson stand mit Familienangehörigen auf dem Balkon seines Hauses und nahm tiefbewegt die ihm geltenden Ovationen entgegen. Fünfzig Jahre zuvor hatte er seine überaus erfolgreiche berufliche Laufbahn als Ingenieur begonnen. Aus diesem Anlass überbrachte ihm eine städtische Delegation das Ehrenbürgerdiplom der Stadt Magdeburg. Die Stadtverordnetenversammlung hatte am 7. März 1889 einstimmig die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an den großen Ingenieur, bedeutenden Firmengründer und steten Förderer des Gemeinwohls beschlossen.
Hermann August Jacques Gruson wurde am 13. März 1821 als ältester Sohn des damaligen Premierleutnants im Ingenieurkorps Louis Abraham Gruson und dessen Ehefrau Luise Caroline Wilhelmine geb. Bodenstein im Wohnhaus der Grusons auf der Zitadelle zu Magdeburg geboren. Nach gründlicher Vorbereitung durch Hauslehrer besuchte Hermann Gruson das angesehene Magdeburger Domgymnasium. Da ihn aber die "Realien" mehr als Griechisch und Hebräisch interessierten, wechselte er zur Gewerbe- und Handelsschule über, wo er 1839 das Reifezeugnis erwarb. In einem Aufsatz, den er als Primaner verfasste, schrieb er, dass er sich zum Studium der mechanischen Wissenschaften berufen fühle. Nach dem einjährigen Militärdienst in einer Pioniereinheit wurde Hermann Gruson Student an der Berliner Universität, wo er vor allem naturwissenschaftliche Vorlesungen besuchte. Zur gleichen Zeit - und das war für seinen weiteren Lebensweg wesentlich bedeutsamer als das Universitätsstudium - trat er als Volontär in die Maschinenfabrik von August Borsig ein. Das war im Jahre 1839. Fünf Jahre lernte Hermann Gruson bei Borsig die raue Praxis des Maschinenbaus von Grund auf kennen. Der Lokomotivkönig, wie August Borsig genannt wurde, stellte ihm am Ende der Lehrzeit ein glänzendes Zeugnis aus, in dem er den jungen Gruson sehr gute theoretische und praktische Ingenieurkenntnisse bescheinigte. Von 1841 bis 1851 arbeitete Hermann Gruson als Maschinenmeister, das heißt als Ingenieur und technischer Leiter, bei der Berlin-Hamburger Eisenbahn. Anschließend übernahm er die Leitung des Konstruktionsbüros in der bekannten Berliner Maschinenfabrik von Friedrich Wöhlert.
In die Berliner Zeit fällt ein Ereignis, das Hermann Grusons menschliche Größe bezeugt. Die Berliner Polizeibehörde bescheinigte ihm am 22. September 1846, dass er im November des vorangegangenen Jahres unter Einsatz seines Lebens einen Jungen vor dem Ertrinkungstod rettete. Hermann Gruson erhielt dafür die Lebensrettungsmedaille. Auf diese erste offizielle Auszeichnung war er zu Recht zeit seines Lebens besonders stolz.
Am 1. Juni 1854 kehrte Hermann Gruson nach Magdeburg zurück, um als technischer Direktor in die Maschinenfabrik der Vereinigten Hamburg Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie einzutreten. Bereits nach nur einem Jahr gab er diese Stellung wieder auf und wagte den Schritt in die geschäftliche Selbständigkeit. Am 1. Juni 1855 eröffnete Hermann Gruson eine eigene Maschinenfabrik und Eisengießerei mit einer Schiffswerft.
Die ersten Werkstätten entstanden in unmittelbarer Nähe der Maschinenfabrik Buckau. Der Anfang war schwer, denn eine allgemeine wirtschaftliche Rezession setzte ein. Viele Firmen gingen aus Mangel an Aufträgen in den Konkurs. Hermann Grusons Können als Ingenieur und sein unternehmerisches Geschick bewahrten das junge Unternehmen vor diesem Schicksal.
Hermann Gruson war es nach vielen Versuchen gelungen, hochwertigen Hartguss zu erzeugen. Aus diesem außergewöhnlichen harten und verschleißfesten Gusswerkstoff stellte er zunächst die stark auf Verschleiß beanspruchten Herz- und Kreuzungsstücke von Schienenanlagen her, später auch rollendes Eisenbahnmaterial sowie in den sechziger Jahren Hartgussgeschosse und schließlich Panzerungen für Land- und Küstenbefestigungen. Er hatte es sich, seinen eigenen Worten zufolge, "zu seiner Lebensaufgabe gemacht, alle Produkte, die aus Hartguss gemacht werden können, anzufertigen!" Hermann Grusons "eigentümliches Eisen", wie er den Hartguss nannte, besaß "die Härte des Gussstahls und die zehnfache Festigkeit des Gusseisens!" Wenngleich sein Name besonders eng mit dem Hartguss verbunden ist, so beschränkte sich Gruson keineswegs darauf, ausschließlich Hartgussfabrikate herzustellen. Er verhielt sich anderen Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen, und wenn sie ihm brauchbar erschienen, förderte er sie. Außer den bereits angeführten Erzeugnissen lieferte das Grusonwerk, für das zwischen 1869 und 1871 an der Marienstraße in Buckau moderne Werkstätten errichtet wurden, Mühlen aller Art, Steinbrecher, komplette Zerkleinerungs- und Erzaufbereitungsanlagen, Kräne und andere Hebe-, Winde- und Kippvorrichtungen, Verladeeinrichtungen und anderes.
1886 wurde das Grusonwerk in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Hermann Gruson behielt die Leitung des Werkes in seinen Händen. In einer Mitteilung vom 1. Juli 1891 gab Hermann Gruson seinen Mitarbeitern sein Ausscheiden aus dem Vorstand des Grusonwerkes bekannt. Es heißt: "Mit dem heutigen Tage scheide ich aus dem Vorstande des Grusonwerks. Es ist mir ein sehr schwerer Entschluß gewesen, die Leitung des Werkes nach langer mühevoller und doch so segensreicher Thätigkeit niederzulegen!" Er hinterlegte 50 Aktien zu je 1000 Mark bei der Kasse des Werkes mit der Maßgabe, die anfallende Dividende alljährlich zu Weihnachten an fünf oder zehn der ältesten Arbeiter zu verteilen. Hermann Gruson sorgte auch in anderer Weise für soziale Einrichtungen, die den Mitarbeitern des Grusonwerkes zugute kamen. Er schuf die "Gruson Arbeiter-Stiftung", förderte einen "Pension-Verein der Beamten und Meister des Grusonwerks", und eine allgemeine Unterstützungskasse leistete Hilfe bei unverschuldeter Notlage. Er ließ eine Konsumanstalt, eine Werkküche mit einem Speisesaal für 800 Personen sowie eine Badeanstalt einrichten.
Hermann Grusons Interesse galt dem "Verein Deutscher Ingenieure". Er gehörte zu denjenigen Ingenieuren, die Pfingsten 1856 der Gründungsversammlung in Alexisbad schriftlich ihren Beitritt erklärten. Seinem Einsatz war es zu verdanken, dass bereits ein Jahr später der Magdeburger VDI-Bezirksverein gegründet werden konnte. Für seine vielen wichtigen Erfindungen und bahnbrechenden Konstruktionen, mit denen er die Ingenieurkunst gefördert hat, erhielt er als einer der ersten 1894 die höchste Auszeichnung des VDI, die Grashof-Denkmünze.
Hermann Grusons große private Leidenschaft galt der Pflanzenwelt. Auf Gartenbauausstellungen erhielt er mehrere Auszeichnungen. Seine im Laufe der Zeit entstandenen Pflanzensammlungen, insbesondere seine Kakteensammlung, waren einmalig in Deutschland. Magdeburg verdankt ihm als eine besondere Sehenswürdigkeit die Gruson-Gewächshäuser, denn Gruson äußerte vor seinem Ableben den Wunsch, seine Pflanzensammlungen der Stadt zu übergeben. In Ausführung dieses Wunsches bot sein Sohn Dr. Jur. Hermann Gruson am 21. Februar 1895 sämtliche Pflanzensammlungen, einschließlich der Gewächshäuser und deren Einrichtungen, mit Ausnahme des Kalthauses, des Ananas- und des Weinhauses, als Geschenk zur Aufstellung auf einem städtischen Grundstück an. Um der Stadt die Annahme des Geschenkes zu erleichtern, waren er und die Witwe des Geheimen Kommerzienrates Gruson bereit, je eine Summe von 50 000 Mark, zusammen also 100 000 Mark, zu überweisen. Dr. Gruson stellte u.a. die Bedingung, dass die Pflanzensammlungen für alle Zeiten den Namen seines Vaters tragen sollten. Durch Schaffung freier Eintrittstage sollten die Sammlungen jedem zugänglich gemacht werden. Außerdem wünschte Dr. Gruson die Übernahme der Gärtnerlehrlinge seines Vaters durch die Stadt bis zur Beendigung der Lehrzeit.
Hermann Gruson übereignete der Stadt nicht nur seine Pflanzensammlung. Am 23. Oktober 1888 stiftete er zum Beispiel 100 000 Mark zur Verwendung für die Museumssammlungen.
Am 30. Januar 1895 kurz vor Mitternacht starb Hermann Gruson. In einem Nachruf betrauert die Stadt Magdeburg den Tod ihres Ehrenbürgers. Es heißt: "Gleich ausgezeichnet durch eine geniale Schaffenskraft auf dem Gebiete der Eisen-Industrie, durch ein tiefes Verständnis und tatkräftiges Interesse für Kunst und Wissenschaft und durch hochherzigen opferfreudigen Gemeinsinn hat der Verstorbene in dem Grusonwerk eine Anlage von Weltruf begründet und sich in der Geschichte unserer Stadt einen Ehrenplatz für alle Zeiten gesichert."
Öffnungszeiten: Di-So 9.00 – 17.00 Uhr Einlass bis 16.30 Uhr Hinweis: Montags geschlossen, außer an Feiertagen zu obigen Öffnungszeiten Eintritt: 3,00 €, ermäßigt 1,50 € Gruppen ab 10 Personen: 1,50 € Familien 2 Erw.+ 2 Kinder: 7,50 € Familien 1 Erw.+ 3 Kinder: 5,00 € Adresse: Schönebecker Straße 129 b 39104 Magdeburg
Hier unter der Brücke befindet sich das Schildkrötenbecken. Nach langem überlegen und den Gesprächen mit Herrn Mothes letzte Woche habe ich mich entschieden 2 Jungtiere von Moschusschildkröten zu erwerben.
Bananen gab es leider keine mehr, wie auf dem Bericht einer Tageszeitung.
Flyer der Gruson Gewächshäuser.
Am Ausgang wird noch einmal auf die Schießung der Häuser hingewiesen.