Da ich wie jedes Jahr meinen Sommerurlaub für 3 Wochen in Calpe (Spanien) verbringe, habe ich mir vorgenommen einen Tag nach Elche zu fahren. Ich war auf der Suche nach der Kaiserpalme mit den 7 Seitentrieben und dem Kakteengarten, die ich bis jetzt nur von Fotos aus dem Internet kannte.
Also machte ich mich am 6.7.2006 um 7.30 Uhr auf den Weg nach Elche. In Altea fahre ich auf die Autobahn A7 Richtung Alicante. Man kann den Flughafen Alicante schon sehen, und biege von der Autobahn nach rechts auf die 340 Richtung Torrellano ab. Durch diese kleine Ortschaft ist man schnell durchgefahren. Man scheint jetzt auf einer unentlich langen Geraden zu fahren. In der Ferne erkennt man einige Palmen. Es ist 8.45 Uhr, und die 340 scheint kein Ende zu nehmen. Palmen stehen jetzt überall am Straßenrand. Weit und breit sieht alles völlig vertrocknet aus, aber jeder einzelne Palmwedel hat ein saftiges grün. Plötzlich erscheint wie aus dem Nichts eine Häuserwand. Das muß die Stadt Elche sein. Immer noch stehen unzählige Palmen am Straßenrand.
Ich habe keine Ahnung wo ich eigentlich hin muß. Also folge ich einigen Hinweißschildern Richtung Zentrum. Überall hängen Fahnen mit der Aufschrift Expo. Hier findet gerade die ILICIELX2006 statt.
Palmen Palmen Palmen... überall nur Palmen. Es sollen wohl an die 400.000 sein. Zählen kann man sie wohl kaum noch. Gott sei Dank ist um diese Zeit nicht so viel Verkehr. Ich konzentriere mich auf die Schilder, ob ich irgend einen Hinweiß auf einen botanischen Garten finden würde. Was rede ich da. So wie das hier aussieht, scheint die ganze Stadt der botanische Garten zu sein. Ich folge einem Schild mit der Aufschrift Parc Municial. Dieses führt mich auf einen großen Parkplatz, wo schon ca.200 andere Wagen parken. Ich stelle mich dazu, nehme meinen Rucksack und laufe einfach drauf los.
Nach ca. 100m komme ich an eine große Hauptstraße mit einem riesigen Kreisel, der in der Mitte natürlich mit Palmen bepflanzt ist. Davor eine beeindruckende Kulisse von übereinander gestellten Krügen, aus dehnen Wasser herunter in einen Brunnen läuft.
Gleich gegenüber des Kreisels ist ein kleiner Parkplatz, wo 2 Polizeiwagen stehen. Als ich dort ankomme, hält ein dritter Wagen mit einer Polizistin an. Ich spreche sie an, und versuche ihr zu erklären wo ich eigentlich hin will. Ich zeige immer auf die großen Palmen die zu Hunderten vor mir stehen. Sie holt einen Stadtplan heraus und zeigt mir wo wir stehen.
Diesen Plan muß ich unbedingt haben. Meine Hände greifen an dieses stück Papier, und ich versuche ihr klar zu machen das ich diesen Plan gern hätte. Das ist wohl auch das Einzige was sie von mir versteht, und schenkt ihn mir. Auf diesem Plan sind auch nur Oasen mit Palmen aufgezeichnet. Ich weiß auf jeden Fall wo ich im Moment stehe, und zwar (Punkt 1) am Parc Municipal. Diese ganzen Parks scheinen öffentlich zu sein. Man zahlt keinen Eintritt.
Es ist einfach beeindruckend, Palmenhaine zu durchstreifen, soweit das Auge reicht. Ich schlendere völlig alleine durch den Parc Municipal. Über den Weg laufen mir immer wieder Gärtner, die diese Anlagen pflegen, oder ihre Frühstückspause unter Palmen im Schatten verbringen. Sie lachen und plaudern miteinander, und ich habe den Eindruck das sie ihre Arbeit gerne machen. Nur fröhliche Gesichter . Vielleicht sind sie auch stolz darauf solche Parks pflegen zu dürfen.
Parc Municipal (Punkt 1)
Beeindruckender Blick von der Brücke am (Punkt 3)
Ich tue dasselbe. Setze mich auf eine Parkbank, umgeben von meter hohen Schattenspendern. Ich habe noch gar nicht angefangen zu Frühstücken, als ca. 20m neben mir ein Trecker mit Anhänger vorfährt. Es sind etwa 10 Personen. Fünf davon sind wie Bergsteiger gekleidet. Sie haben dicke Gurte um sich geschnallt wie ein Gürtel, und kräftige Seile in den Händen. Was soll hier denn jetzt abgehen frage ich mich. Kaum ausgesprochen, waren die ersten Beiden auch schon oben auf der Dattelpalme. Spezielles Schuhwerk, das Seil um den Stamm gelegt, und schon geht es ab nach oben.
Morgens um 11 Uhr bei 30 Grad unter Dattelpalmen.
Dort werden die alten und vertrockneten armdicken Wedel abgeschlagen, die etliche Meter nach unten fallen, und auf den Boden schlagen. (Auch diese Arbeiter sind fröhlich gestimmt.) Dort werden die Wedel von den Anderen aufgesammelt und auf den Anhäger gelegt. Da geht es mir gleich wieder durch den Kopf, was man aus diesen Wedeln für Holz-Körbchen für Orchideen bauen kann.
2 Stunden habe ich im Parc Municipal verbracht, und ich glaube nicht das ich einen Weg doppelt gegangen bin. Und wenn ja, merkt man es eh nicht.
Am anderen Ende des Parc Municipal gibt es eine Touristen-Info. Dort besorge ich mir einen zweiten Plan, und informiere mich in welche Richtung ich gehen muß.
Vor dem Info-Pavillon ( Punkt i ) wird noch einmal auf das stattfindende Ereignis in Elche mit einer großen Tafel und einer Blumenfigur hingewiesen.
Obwohl ich den Plan habe, muß ich noch einige Male fragen, wo ich denn nun lang muß. Angefangen beim Briefträger und Müllmänner die mir den Weg zeigen. Vorbei am La Calaforra ( Punkt 11 ) zum Gran Teatre, und laufe genau auf das Centre de Congressos zu.
La Calaforra ( Punkt 11 )
Centre de Congressos
Ich folge immer dem Hinweißschild mit der Aufschrift Palmerar. Ich befinde mich nun auf der Straße Porta de la Morera an dem MUSEU DEL PALMERAR. Die junge Dame am Empfang des Museums sagt mir das es nur noch wenige Meter die Straße weiter nach unten sei.
Rechts das Gebäude ist das Museum. ( Punkt 7 )
Huch, da bin ich doch glatt am Eingang des Huerto del Cura vorbeigelaufen. Den Schriftzug links an der hohen Mauer habe ich übersehen. Hier ist auf jedenfall der Eingang. Ich habe es geschafft ! Gleich rechts steht ein Kassenhäuschen. Links davon ein Souvenirshop. 5 Euro Eintritt, eine kleine Broschüre und eine Münze. Links am Kassenhaus steckt man die Münze in einen Automaten und schiebt eine Drehschranke beim Hineingehen weiter. Dabei werde ich von einem jungen Mann mit einer gewaltigen Kamera gefilmt. Ich bleibe einige Sekunden stehen, weil der erste Eindruck mich einfach umhaut.
Links an der Mauer befindet sich der Eingang.
Unscheinbarer Eingang.
Kasse
Hier ist alles anders, wie in den öffentlichen Parks. Hier öffnet sich das Tor in eine andere Welt. Ich komme mir vor wie in der Karibik, oder einem exotischen Traum. Hier ist der Boden unter den schattenspendenden Riesen bepflanzt. Es ist mittlerweile 12.30 Uhr und über 30 Grad im Schatten. Die Sonne durchflutet von oben die Palmenwedel. Das Spiel zwischen Licht und Schatten, hell und dunkel ist ein gigantisches Schauspiel für meine Augen. Ein Hauch von exotik, wie aus der Baccardi-Werbung betäuben meine Sinne. Ich laufe auf eine ca. 10m lange Holzhütte zu, die ein Blätterdach aus Palmenwedeln hat. Und wieder kommt hier ein Hauch von Jamaika auf. Hier kann man etliche Jungpflanzen kaufen, oder ein kühles Getränk zu sich nehmen.
Es ist heiß, obwohl ich überwiegend im Schatten laufe. Mein Fotoapparat surrt sich gerade einen Wolf. Man bleibt immer wieder stehen und genießt diese einzigartige botanische Pflanzenwelt. Ich komme an eine große Amphore aus der Wasser läuft. Dieser Bachlauf führt in etwa in die Mitte des Huerto del Cura. Hier entspringt der Bachlauf der in die Teiche führt.
Hier befinden sich mehrere kleine Teiche. Dies ist die einzige Stelle wo es keinen Schatten gibt. Über große Steinplatten die in den Teichen liegen, können diese überquert werden. Überall sonnen sich Wasserschildkröten die auf den Steinen der Teiche sitzen. Sie lassen sich überhaupt nicht stöhren als ich näher komme. Die Köpfe sind weit aus ihrem Panzer gestreckt, und sie genießen anscheinend diese tropische Hitze. Dies ist eine mit der schönsten Stellen im Huerto del Cura.
Ich kann es noch gar nicht wahrnehmen, weil ich mich immer noch mit den Schildkröten beschäftigte. Aber ich stehe genau vor dem Kakteengarten. Der Mund geht nicht mehr zu, und die Augen werden immer größer. Mein Kopf streckt sich an den meter hohen Kakteen entlang zum Himmel Richtung Sonne, weil ich diesen Steingarten in einen Blick gar nicht erfassen kann. Ich muß erst um einen kleinen Teich laufen, um diese Kakteenlandschaft in einem Blickfeld zu bestaunen. Diese riesigen stacheligen Kugeln haben es mir angetan, und mich in ihren Bann gezogen.
Ich mache immer wieder Fotos von mir mit Selbstauslöser, um mal die Größe dieser Pflanzen zu zeigen. Mittlerweile habe ich so an die 300 Fotos geschossen, und meine Batterie zeigt schon den niedrigsten Stand an. Also beschließe ich zurück zur Holzhütte zu gehen um den Accu laden zu lassen. Mit einem letzten Blick auf die Kakteen wende ich mich nach links. Bleibe aber gleich wieder stehen. Wau, da steht sie. Riesig, majestätisch. Ich habe gefunden wonach ich gesucht hatte. Die Kaiserpalme mit den 7 Seitentrieben. Sie steht in der Mitte eines Kreisels, und man kann um sie herrum laufen. Ich komme mir vor wie eine kleine Ameise, so gigantisch groß kommt mir diese ca.170 Jahre alte Dattelpalme vor. Von unten werden die 7 Arme mit einem Metallgestell gestützt, denn diese wuchsen erst in 2m Höhe aus dem Hauptstamm herraus. Auch oben sind Metallschellen um jeden Stamm, die mit Stahlstangen verbunden sind. So hat alles den richtigen Halt,und die Stämme können nicht durch ihr Eigengewicht abbrechen.
Während ich den Accu an der Holzhütte ließ, suche ich im Huerto del Cura noch nach weiteren Motiven, und mache es mir im Schatten auf einer Bank gemütlich. Diese Stille wird manchmal durch den Schrei eines Pfaues unterbrochen, der hier stolz sein prächtiges Farbenkleid zur Schau stellt.
Nach einer dreiviertel Stunde war meine Canon wieder einsatzbereit. Ich mache noch etliche Fotos von diesem wundervoll angelegten Garten. Es ist inzwischen auch schon 15.30 Uhr geworden. Nach 3 Stunden Aufenthalt im Huerto del Cura begebe ich mich in Richtung Ausgang.
Dies ist eine Kopie der Dame von Elche. Diese iberische Büste wurde im Jahr 1897 in dieser Stadt gefunden, und steht heute im nationalen Archeologischen Museum von Madrid.
Diese kleine Büste (links)steht an der Nordseite der Kaiserpalme. Ihren Namen verdankt sie Elisabeth von Österreich ("Sissi") den der Kaplan Castano diesem Baum während ihres Besuchs im Jahr 1894 widmete. Der geistliche Kaplan Castano geboren 1843, verstorben 1914 gab diesem Garten den Namen "HUERTO DEL CURA".
Ich schaue noch durch den Souveniershop, der jetzt rechts vorm Ausgang liegt. Auf einem Ständer hängen Schlüsselanhänger mit vielen Gesichtern drauf. Und ich entdecke auch mich dabei. Der Mann am Eingang mit der Kamera, dafür war das also gedacht. Für 4 Euro mit dem Schriftzug Elche drauf. Ein schönes Andenken.
Den Rückweg zum Parkplatz finde ich auf Anhieb. An einer Apotheke zeigt das Thermometer 31 Grad im Schatten. Alle Geschäfte sind geschlossen. Um diese Zeit halten hier alle Ihren Mittagsschlaf.
Noch während dessen ich diesen Bericht in Calpe am Strand schreibe, beschließe ich noch einmal nach Elche zu fahren. Aber dieses Mal werde ich einen anderen Weg zum Huerto del Cura nehmen.